Presseartikel

Zweier Circus

«Circus-Poesie ohne Wort
Olga und Pierino in der Shakespeare Company, Theater am Leibnizplatz, Bremen.

Überdimensionale Luftballons gleiten schwerelos durch das Theater am Leibnizplatz: rot, orange und weiß. Die sanft dahin schwebenden Riesen zaubern ein unbeschwertes Lächeln auf die Gesichter des Publikums. Arme recken sich empor, jeder möchte ein Stückchen dieser unendlichen Leichtigkeit des Seins erhaschen; und sei es auch nur für den Bruchteil einer Minute.

Die Menschen, die Olgas und Pierinos “Zweier Circus” besuchen, wandeln sich. Zwei Stunden lang tauchen sie in eine Wunderwelt der Circus-Poesie ein, die uns ohne Worte ein herrlich losgelöstes Gefühl von dieser Erde schenkt. Bei der Ballerina und dem Clown dürfen wir wieder Kind sein oder zumindest von der Kindheit träumen und alle Hektik und Reizüberflutung vergessen. Pierino lehrt Groß und Klein die hohe Kunst der Entschleunigung und das strahlende Lächeln, mit dem er das macht, ist einfach ansteckend.

Die in Bremen wohl bekannte Irma Paulis hat die vielseitigen Talente des in München lebenden Künstlerpaares zu einem leisen Gesamtkunstwerk aus Pantomime, Akrobatik, Tanz, Dressur und Jonglage verwoben. Jacob Ter Veldhuis unterlegt es mit einer musikalischen Folie aus Tango- und Step-Rhythmen, aus russischen und chinoisen Volksweisen und einem guten Schuss Karussellmusik. Olga und Pierino spielen ihr an Fantasie und Farben reiches Ringelspiel mit dem Herzen und bringen die Seelen ihrer Zuschauer dabei zum Schwingen.

Sie versetzen uns in eine Welt der singenden, regenbogenfarbenen Kreisel, in der eine Gans, die aus einem sternenbeleuchteten Überraschungsei klettert, Walzer tanzt und zwei winzige Hündchen ihr darin nacheifern. Mit allerlei Finessen versucht Pierino das Herz der Ballerina Olga zu betören, zieht alle Register als Musik-Clown und sogar als lebendiges Akkordeon. Da gibt es eine glänzende Trompete in doppelter Alphorngröße und eine winzige Sechzehntel-Violine zu bestaunen. Schließlich wird Pierinos chagrin d’amour von der Klingelfee Olga erhört, sie finden sich zum finalen pas de deux und lassen überdimensionale Puppen an Girlanden Tango tanzen.

Der kommunikationsstiftende, kreative Einsatz des Publikums ist dabei jederzeit gefragt. So lässt das poetische Pärchen, das von Inge Steineke mit hinreißend zauberhaften Kostümen ausstaffiert wurde, eine veritable Schiffssirenen-Sinfonie intonieren. Dazu werden bunte Fantasie-Instrumente unter den Zuschauern verteilt und das Dirigenten-Duo bringt den Nebelhorn-Sound mit Händen und Füßen zum Klingen. Begeisterter Applaus für das gut besuchte, doppelte Gastspiel des Zweier Circus bei der Bremer Shakespeare Company.»
Weser-Kurier und Bremer Nachrichten, 20. Juni 2005, Sigrid Schuer

Circus

«Neben allem gibt es in diesem Programm (Circus Nock, Schweiz) eine Entdeckung: Der Circus hat einen neuen Clown. Er heisst Pierino, stammt unübersehbar aus der Schule Dimitris, was keineswegs bedeutet, dass er nicht eine ganz prägnante Eigenart besitzt. Seine Reprisen sind weniger als blosse Pausenfüller während der Umbauten, sie sind kleine liebenswürdig gestaltete Kabinettstücke mit leisem feinem Humor. Beinahe ungeschminkt tritt er auf, mit rotem Spitzhut, schwingt das Diabolo, kämpft sanft mit den Tücken der Objekte und eilt, scheu beinahe, hinter dem Vorhang beim Sattelplatz, sobald der Applaus ertönt. Im Entrée brilliert er mit musikalischem und akrobatischem Können und lässt die Teller auf den Stangen tanzen, als ob er ein Chinese wäre. Ein neuer Clown mit diesem Gefühl für Feinheiten, mit dieser Ausstahlung, das ist ein nicht alltägliches Ereignis in der Zirkuswelt.»
Neue Zürcher Zeitung, 23.-24. August 1980

«Durch die circensische Szene führt im diesjährigen Programm der unwahrscheinlich gute Clown “Pierino” – er allein wäre schon den Eintritt wert, denn sein herzlich anteilnahmvolles Gesicht, seine saubere Gestik, sein Einfühlungsvermögen in das Geschehen rund um Publikum und Zirkus regt jede Seele an. Er kommt aus Dimitris Schule im Tessin und es scheint, dass er seinen Lehrmeister zu übertreffen trachtet, denn “Pierino” – der ehemalige Schullehrer – mag direkt aus dem Himmel der Artisten kommen.»
Vaterland, 18. September 1980

«Bereits zum dritten Male treffen Estraden-, Kabarett- und Zirkus-Künstler komödiantischen Genres unter dem Zelt des Zirkus Slovan zusammen, um ihre Fähigkeiten zu messen. Im ersten Jahrgang gewann die Trophäe Leonid Jengibarov – ein Clown von Weltruf und Grosskunstformat, welcher den Weg moderner Clown-Kunst gezeigt hat. Diesem grossen Vorbild und seinen ideenreichen künstlerischen Werten kam unter allen Mitwirkenden, die an der Premiere dieses Jahrgangs teilgenommen haben, der schweizerische Clown-Gast Pierino, Schüler der Dimitri-Schule, am meisten nahe. Seine lyrischen Passagen, seine meisterhafte Jongleur-Kunst und musikalische Professionalität sind völlig der Clown-Handlung und dem komödiantischen Zweck untergeordnet.»
Rude Pravo, Prag, 23. November 1981

«Dann aber kommt ein Artist auf die Bühne, wie man ihn in diesem Hause noch nie sah: Pierino. Nach einem späteren zweiten Auftritt setzt er schließlich auch noch als letzte Nummer den bedeutsamen Schlusspunkt. Pierino ist ein moderner Harlekin, Pantomimen-Clown, Akrobat und Musikant. Damit fällt er deutlich aus dem üblichen, meist bekannten Rahmen herkömmlicher Clowns. Er zeigt eigenwillige Kabinettstückchen, liebt vor allem die leisen Töne, den feinen gut überlegten Humor und die volle Genauigkeit im Detail und den besonderen Feinheiten. Obwohl er im Hansa-Theater nur einen Teil seines grossen Repertoires zeigt, ist er von Anfang an Publikumsliebling; man versteht ihn und lacht über seine keineswegs leichten Tricks und Gags gerne und herzlich. Pierino setzt neue Maßstäbe und ist ein Gewinn für das Programm.»
Hamburger Umschau, Dezember 1981